Ausbildung zum Teamtrainer und
Moderator für team-dynamische Prozesse

Ein Teamtrainer ist kein Lehrer, der einen festen Lehrplan erfüllt, auch kein Referent, der sich an ein Manuskript hält. Er ist ein Moderator, der aus dem Gruppenprozess schöpft und aufgreift, was in der Luft liegt. Behandelt und trainiert wird die Thematik, die – durch welchen Teilnehmer auch immer – in den Vordergrund gerät. Der Teamtrainer begleitet einen sehr vielschichtigen Prozess, und jedes Training kann den Schwerpunkt auf einer anderen Ebene haben.

Funktion des Teamtrainers

Welche wesentlichen Funktionen hat ein Teamtrainer, wenn er ein Training im team-dynamischen Kreis leitet? Was muss er tun?

  • Animation
    Er begeistert die Teilnehmer und verschafft ihnen eine Zeit, in der sie sich wohlfühlen und entfalten können.
  • Moderation
    Er bindet die Beiträge der Teilnehmer in ein größeres Konzept und führt die Gruppe in die Interaktion.
  • Motivation
    Er bewegt die Gruppe in Hinblick auf ein gemeinsames Ziel und schweißt sie zu einem Team zusammen.

Ob der Teamtrainer nun animiert, moderiert oder motiviert, ist gar nicht zu trennen, er leitet den Prozess nach systemischen und proxemischen Gesichtspunkten. Dabei stehen ihm die spezifischen Methoden der angewandten Teamdynamik zur Verfügung. Wie muss er sich dabei verhalten?

(1)  Der Teamtrainer verhält sich wie jeder andere, mit seiner ganz persönlichen Wahrnehmung, und er drückt sich ganz persönlich aus, so wie es seiner Art und seinem momentanen Gefühl entspricht. Er reagiert also genauso normal und subjektiv wie jeder Teilnehmer.

(2)  Das Training im team-dynamischen Kreis lebt vor allem durch ein Grundprinzip: Agiert wird von der Mitte aus, reagiert wird vom Rand aus. Die Aufgabe, zu ermessen, was eine Aktion und was eine Reaktion ist, fällt dem Trainer zu. Er sieht, wenn jemand agiert, sich produziert, etwas bewegen will. Und er sieht, wenn jemand reagiert, auf etwas eingeht, sich einfühlt, sich mitreißen lässt. Für die Unterscheidung braucht er den geübten Blick, denn es gibt keine klare Trennung zwischen Aktion und Reaktion. Darum spricht man von der „Interaktion“, die genaugenommen ein sich spinnendes Netz von Reaktionen ist.

(3)  Der Teamtrainer bleibt, während er spricht, erklärt und anleitet, im Kreis sitzen. Er geht gewöhnlich nicht in die Mitte, kann es aber in bestimmten Situationen tun. Zum Beispiel, wenn es um ihn persönlich geht oder wenn er etwas darstellen oder vorspielen will. Während die Teilnehmer mit den Plätzen experimentieren und sich diese immer wieder neu aussuchen, hat der Trainer einen Stammplatz. Hierzu wählt er sich den besten Platz im Raum, mit optimalen Sichtverhältnissen.

Qualifikation des Teamtrainers

Ein Teamtrainer blickt auf einschlägige, intensive, oft langjährige Erfahrungen zurück. Neueinsteiger haben noch nicht immer das Feeling für die spezielle Situation. Selbst ausgereifte Kompetenzen als Coach, Lehrkraft, Führungskraft, Moderator, Regisseur, Therapeut, Aufstellungsleiter oder Sporttrainer ersetzen nicht unbedingt die Erfahrungen eines Teamtrainers.

Der Teamtrainer, der mit der Form des team-dynamischen Kreises arbeitet, braucht Erfahrung und Intuition, um blitzschnell zu entscheiden, welchen Teilnehmer er in die Mitte bittet, um ihn dort zu einem Statement oder einer Darstellung zu veranlassen. In der Mitte werden die Personen und ihre Emotionen zum Fokus. Kriterium wird sein: Welcher Beitrag bringt den Prozess im Moment am besten voran? Darin besteht die ganze Autorität des Teamtrainers: dass man ihm folgt, wenn er den Vorschlag macht: „Komm doch mal in die Mitte ...“

Der Teamtrainer versteht es, die Dynamik im anwesenden Team – die im Grunde die gleiche ist wie in jedem anderen sozialen System – mit den Anwesenden zu erforschen, auf den verschiedensten Ausdrucks- und Wahrnehmungsebenen abzubilden oder ad hoc künstlerisch als Spiel zu inszenieren. Dafür muss er sich selbst als Schauspieler schon freigespielt haben. Und er muss das gesellschaftliche Leben als Rollenspiel begriffen und akzeptiert haben. Er muss verstanden haben, dass die meisten Verhaltensschwierigkeiten der Menschen auf Schwierigkeiten mit ihrer selbst gewählten, unbewusst angenommenen oder aber aufoktroyierten Rolle zurückzuführen sind.


Ausbildung zum Teamtrainer

Wie qualifiziert man sich zum Teamtrainer oder zur Teamtrainerin?
Indem man eine ausreichende Anzahl Workshops besucht, auf denen man praktische Erfahrungen sammelt. Zunächst lernt man den team-dynamischen Kreis als Teilnehmer kennen und macht sich mit der Methode vertraut. Allmählich versteht man die Formen, durchschaut den gruppendynamischen Prozess und gewinnt an Sicherheit und sozialer Kompetenz. Dies wirkt sich sowohl auf das persönliche Wachstum wie auch auf das berufliche Fortkommen aus.

Nach und nach avanciert man zum „stillen Helfer“ und unterstützt das Training wirkungsvoll, indem man einfach nur beherzt und engagiert teilnimmt. Irgendwann ist man dann so weit, dass man Veranstaltungen als Co-Trainer mitgestaltet und Trainingseinheiten leitet, bei denen man zunächst noch von einem erfahrenen Teamtrainer supervidiert wird.

Es genügt nicht allein, die Übungen und Methoden erlebt und angewandt zu haben. Als Trainer muss man sie auch hinterfragt und reflektiert, ja bis in die Details durchdrungen haben. Und man muss über den Tellerrand hinausschauen und wissen, was sich in der Trainerszene tut. Dort ist man stets auf der Suche nach wertvollen Anregungen für sein eigenes Methodenbündel.

Als Trainer geht man immer wieder bei anderen, möglichst hochkarätigen Trainern in die Lehre, um sein Spektrum zu erweitern und sich selbst auch in einem anderen Umfeld zu erfahren. Dabei darf man sich nicht auf ein einziges Vorbild, eine Person oder eine Methode, fixieren. Nur wenn man offen und unabhängig bleibt, werden sich die eigenen Trainerkompetenzen natürlich entwickeln und vervollkommnen.

Inhalte der Teamtrainer-Ausbildung

Die Bereitschaft zur Selbsterfahrung und ein Streben nach Selbsterkenntnis werden vorausgesetzt. Ausbildungsziele sind zum Beispiel die folgenden Haltungen und Kompetenzen:
 
–   Form und Methode des Trainings selbst erfahren
–   Kreismitte als sozialen Fokus nutzen, sich selbst in der
     Mitte sicher fühlen
–   Emotionen spielerisch gestalten, Ernst und Spaß
     zusammenbringen
–   Begabungen und Entwicklungspotenzial der Teilnehmer
     erkennen
–   Begrenzungen und Verstrickungen der Teilnehmer
     erkennen
–   Sozial- und Kompetenzstrukturen sichtbar machen 
–   Bewusstsein über Rangfolge und Rangkämpfe in der
     Gruppe (Platz und Position)
–   Teamaufstellungen und Skalierungen leiten
–   Zusprüche in ihrer Angemessenheit einschätzen
–   Systemisch-proxemischen Blick schulen
–   Systemische Inszenierungen leiten
–   Rollenspiele und Sketche anleiten
–   Qualifizierende, auflockernde und integrierende
     Übungen anleiten
–   Praktische Vorprüfung: Leitung einer Trainingseinheit
–   Praktische Abschlussprüfung: Leitung eines
     team-dynamischen Prozess-Abschnitts  

Kompetenzen, die individuell von Teilnehmern selbst angestrebt werden, können in den Workshops spontan zu Ausbildungsinhalten werden. Viele Teilnehmer haben bei anderen Institutionen schon das eine oder andere Seminar absolviert und bringen Vorerfahrungen, Moderations-Know-how oder Leitungskompetenzen mit. Sie steigen direkt auf ihrem Niveau in die entsprechende Ausbildungsphase ein und holen fehlende Erfahrungen nach.


Zertifizierter Teamtrainer

Das Institut für Angewandte Teamdynamik bietet unter der Leitung von Prof. Dr. Armin Poggendorf, Hochschule Fulda, eine praxis- bzw. berufsbegleitende Ausbildung zum Teamtrainer an, die in der Regel aus acht Workshops sowie vier Supervisionsgesprächen besteht, jedoch immer individuell an den Bedarf des Aspiranten angepasst ist.
 
Das Ergebnis der Ausbildung ist die Fähigkeit, team-dynamische Trainings und Prozesse in Firmen und Verbänden zu moderieren sowie team-dynamische Workshops für Weiterbildung und Wellness auf allen Ebenen zu gestalten.
 
Der ausgebildete Teamtrainer kennt sich aus in den team-dynamischen Formen und methodischen Übungen, er übersetzt Soziales und Emotionales ins räumlich-körperliche Bild. Insbesondere verknüpft er situationsgemäß die Form und die Varianten des team-dynamischen Kreises mit den Möglichkeiten der Teamaufstellungen und systemischen Inszenierungen.
 
Für den ausgebildeten Teamtrainer und Moderator für
team-dynamische Prozesse
besteht die Möglichkeit, diese Kompetenz durch ein Zertifikat bescheinigen zu lassen.

 

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